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Aktuelles

Wohnhaus in der Lahnsteiner Sebastianusstraße 1a eröffnet


„Endlich!“ – dieses Wort war bei der Eröffnung des neuen Wohnhauses der Stiftung Scheuern in Lahnstein am 12. Dezember 2025 mehr als nur einmal zu hören. Denn bis es so weit war, bis die Sebastianusstraße 1a im Stadtteil Oberlahnstein als Zuhause für 24 Menschen mit vorwiegend geistiger Behinderung an den Start gehen konnte, brauchte es in der Tat einen langen Atem.

Oder wie Bernd Feix, pädagogischer Vorstand der Stiftung Scheuern, es in seinen Eingangsworten formulierte: „Bereits im Mai 2007 war Lahnstein Bestandteil einer Vorlage im Aufsichtsgremium unserer Stiftung und als Ort für eine besondere Wohnform konkret in den Fokus genommen. Aber die Suche nach einer geeigneten Immobilie oder einem geeigneten Grundstück hat uns viel Geduld und Ausdauer abverlangt.“ Mehrere andere Standorte, die im Lauf der Jahre im Gespräch waren, zerschlugen sich aus den unterschiedlichsten Gründen, bis es im April 2024 mit dem Spatenstich in der Sebastianusstraße dann tatsächlich losging. „Was ein Glück, aber eben auch was ein langer Anlauf und was ein Geschenk, dass sich so viele Menschen für unser Vorhaben eingesetzt haben“, betonte Feix und nannte hier insbesondere den Treff 81, eine aus den katholischen Kirchengemeinden von Lahnstein hervorgegangene inklusive Gruppe, die auf der Suche nach heimatnahen Wohnangeboten für ihre Angehörigen mit Behinderung vor vielen Jahren auf die Stiftung Scheuern zugekommen war und sich immer stark für die Realisierung eingesetzt hatte. Aber auch dem 2021 in den Ruhestand getretenen sowie dem amtierenden Oberbürgermeister von Lahnstein, Peter Labonte und Lennart Siefert, dankte Feix für ihre Unterstützung – ebenso wie der Firma Schneider Bau, die bereits mehrfach für die Stiftung Scheuern tätig gewesen war und auch dieses Gebäude zügig und zuverlässig errichtete. „Dieses Wohnhaus ist mehr als ein Gebäude. Es ist ein Baustein für inklusives Leben, für Respekt und für die Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf ein würdevolles Leben in der Mitte unserer Gesellschaft hat“, betonte Feix und gab zugleich zu bedenken: „Wir eröffnen dieses Haus just in einer Zeit, in der die politische Großwetterlage von der wirtschaftlichen Situation, von Krisen und Kriegen auf dieser Welt geprägt ist. Menschen mit spezifischen Bedarfen kommen dabei so gut wie nicht vor. Ich meine, wir sollten wachsam sein, insbesondere vor dem Hintergrund der Verschiebung politischer Mehrheiten.“ 

Das Haus in der Sebastianusstraße 1a ist kein Haus wie jedes andere – das wurde auch im weiteren Verlauf immer wieder deutlich. So zum Beispiel im Grußwort von Jenny Lunkenheimer, die den Geschäftsbereich II bei der Stiftung Scheuern leitet: „Dieses Haus ist etwas Besonderes, weil hier so viele Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenkommen. Und genau diese Vielfalt ist es auch, die uns stark macht“, sagte sie und verglich die „Causa Sebastianusstraße“ mit einer Reise in Richtung eines selbstständigeren Lebens für die Bewohnerinnen und Bewohner, die jetzt so richtig Fahrt aufnehme: „Sie sind nicht nur Bewohner, sondern auch Gestalter ihrer Zukunft.“ Auch für die Mitarbeitenden in der Sebastianusstraße beginne jetzt eine neue und aufregende Zeit, so Jenny Lunkenheimer: „Es ist wichtig, dass wir zusammenstehen und das Haus mit Freude, Offenheit, ganz viel Reiselust und vor allem Zukunft füllen.“ 

Der große Besucherandrang bei der Wohnhaus-Eröffnung spiegle die Wertschätzung für das wider, was hier für Menschen mit Behinderung geleistet werde, sagte OB Lennart Siefert mit Blick auf die gut gefüllten Räumlichkeiten: „Nach vielen Jahren des Wartens ist es für die Angehörigen toll zu wissen, dass ihr Kind nicht entwurzelt wird, sondern in Lahnstein bleiben kann.“ Auch ein Geschenk für das neue Wohnhaus hatte der Stadtchef mitgebracht: eine Panorama-Aufnahme, die – wie könnte es auch anders sein – die Stadt Lahnstein zeigt. „Dieses Bild soll symbolisieren, dass Sie zu Lahnstein gehören und ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft sind“, bekräftigte Siefert. 

Mitmenschlichkeit, Teilhabe, Würde – diese Begriffe stellte Stefan Behnke, Vorsitzender der Mitarbeitenden-Vertretung der Stiftung Scheuern, in den Vordergrund seines Grußworts: „Das neue Haus beweist, dass wir Inklusion nicht nur fordern, sondern auch leben.“ 

Auch Erik Fickert, der die Entstehung des Wohnhauses als Bauleiter der Firma Schneider Bau betreute, blickte positiv auf die vergangenen rund anderthalb Jahre zurück. „Es war ein herausforderndes, vor allem aber ein sehr spannendes Projekt“, sagte er und schickte hinterher: „Wir freuen uns schon auf die nächsten gemeinsamen Projekte mit der Stiftung Scheuern.“

Einrichtungsleiterin Sylvia Saggese dankte den Mitarbeitenden von Schneider Bau für die tolle Zusammenarbeit – ebenso wie dem Team der Schreinerei der Stiftung Scheuern, das frei nach dem Motto „Klienten bauen für Klienten“ die Möbel für das neue Wohnhaus angefertigt hatte, und Casemanagerin Sabrina Wittig, die beim Auswählen der Bewohnerinnen und Bewohner unterstützte. 

Dann war er da, der symbolträchtige Moment der etwas anderen Art: Erik Fickert überreichte einen essbaren, da mit Hefeteig gebackenen großen Schlüssel an Sylvia Saggese. Ende des offiziellen Teils, aber noch lange nicht Ende der Eröffnung: Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, sich das Haus genauer anzuschauen und mit Bewohnern und Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen. Auf jeder der drei Etagen gibt es vier Doppel-Appartements mit zwei Einzelzimmern, einem Badezimmer mit Dusche und einem Vorraum zur gemeinsamen Nutzung. Dazu kommen jeweils Gemeinschafts- und Personalräume sowie eine Terrasse und, auf der straßenabgewandten Seite des Hauses, ein Garten. Ein Zuhause mit allem, was dazugehört, also.