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Theaterworkshop trägt zur Vorbeugung vor sexueller Gewalt bei


„Wer seid ihr denn? Was machen wir heute?“ Die Neugierde war groß, als Tine Hilgert und Rolf Härter von der theater-pädagogischen Werkstatt Osnabrück vor Kurzem zu Gast bei der Stiftung Scheuern waren.

Im Gepäck hatten die beiden ein Präventions-Programm zum Schutz vor sexueller Gewalt, das sie im Rahmen der Fortbildungsangebote der Werkstätten der Stiftung an zwei in einwöchigem Abstand aufeinanderfolgenden Terminen sowohl in der Langauer Mühle als auch in der Werkstatt in Singhofen den Beschäftigten und Bewohnern präsentierten. „Ja und Nein! Und lass das sein!“ lautete der Titel, der bereits exakt widerspiegelte, worum es hier ging: um Zustimmung und Ablehnung, um Grenzen, die überschritten werden, und Strategien, mit denen man sich dagegen wehren kann.

Was ist ein Ja-Gefühl? Was ein Nein-Gefühl? Und warum ist es so wichtig, bei einem Nein-Gefühl auch „Nein“ zu sagen? Solche grundlegenden Fragen standen gleich zu Beginn im Mittelpunkt dieses für Menschen mit Behinderung gemachten Theater-Programms, das zu einem großen Teil von der Interaktion lebt: Immer wieder bezogen Rolf Härter und Tine Hilgert ihre Zuschauerinnen und Zuschauer mit ein, erarbeiteten im Dialog mit ihnen wesentliche Inhalte wie zum Beispiel die Frage, was genau eigentlich sexuelle Belästigung ist und wo man sich Hilfe holen kann, wenn man davon betroffen ist.

Noch anschaulicher wurde das Ganze durch eine Reihe szenischer Darstellungen, in denen die beiden im Hunsrück wohnenden Schauspieler – oftmals in einer Vorher-Version (übergriffiges Verhalten) und Nachher-Version (erfolgreiches Wehren gegen die Übergriffigkeit) – nah an der Wirklichkeit angesiedelte Situationen auf die Bühne brachten. Das erste Treffen nach einem Kennenlernen im Internetchat, bei dem sich der neue Bekannte als Exhibitionist entpuppt; die Geschichte von Harry, der arglos zu einer fremden Frau ins Auto steigt, weil er seine Busfahrkarte vergessen hat, und, und, und… stets gaben Tine Hilgert und Rolf Härter den Zuschauenden Gelegenheit, die vorgespielten Szenen nachzuempfinden und aus der eigenen Erfahrung heraus zu kommentieren.

„Falls ihr mit jemand chattet, niemals allein dorthin gehen“, „Wenn euch ein anderer auffordert, ihn irgendwohin zu begleiten, solltet ihr euch unbedingt fragen: Weiß jemand, wo ich bin?“, „Denkt daran, dass euch nicht jeder helfen kann. Aber sucht so lange, bis ihr jemanden findet, der euch zuhört, glaubt und hilft“, lauteten einige der gemeinsam erarbeiteten, einprägsamen Ratschläge. Wichtige Ansprechpartner sind hier auch die Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen der Stiftung Scheuern mit Barbara Goebels, Svenja Göbler, Bastian Höhler und Carmen Weis. Barbara Goebels stellte die Arbeit des Teams zu Beginn vor.

Doch zurück zum Workshop. Denn da war ja noch dieser Ohrwurm, der auch danach hier und da noch zu hören war: Mehrmals trugen die Teilnehmenden gemeinsam mit ihren beiden Hunsrücker Gästen ein von entsprechender Gestik und Mimik begleitetes Lied vor, in dem es heißt: „Ich sage Ja, dann will ich es. Ich sage Nein, dann lässt du es!“ Unmissverständlicher geht’s wohl kaum.