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Sozialtag legt eine gelungene Premiere hin


Ihren ersten Sozialtag verbrachten die Lerner und Lehrer des Leifheit-Campus vor Kurzem in der Stiftung Scheuern. Sie lernten die Arbeit der Stiftung kennen und kamen bei acht verschiedenen Workshops in Kontakt mit Menschen, die eine Behinderung haben. Die Kinder gingen mit vielen positiven Eindrücken nach Hause.

 

„Marion, die Ingrid behalten wir!“ Keine Frage: Die Beschäftigten der Kreativwerkstatt sind sehr einverstanden mit ihrer jungen Besucherin, schließlich unterstützt die Fünftklässlerin sie heute tatkräftig bei der Arbeit. „Was ist das, was Sie da machen?“ „Eine Filztasche. Und du, was treibst du so in deiner Freizeit?“ „Zum Sport gehen zum Beispiel.“ Neugierig beschnuppert man sich, spontan entwickelt sich das eine oder andere Gespräch, während in Gemeinschaftsarbeit Armbänder, Ketten und andere schöne Dinge entstehen. Die Beschäftigten freuen sich sichtlich über die Abwechslung – und Ingrid lernt bei der Schmuckherstellung quasi „nebenbei“, dass man auch von Menschen mit Behinderung sehr viel lernen kann.

Sozialtag des Leifheit-Campus in der Stiftung Scheuern. Die Idee hinter dieser Veranstaltung, die heute Premiere hat, ist vielfältiger Natur: Die Lerner, wie die Schüler im Leifheit-Campus heißen, sollen mit dem Hineinschnuppern in eine soziale Organisation einen Lernort außerhalb der Schule kennen lernen, ihren Horizont erweitern und eventuell sogar eine erste Idee für eine spätere berufliche Orientierung erhalten. Und vor allen Dingen: Durch die Begegnung mit Menschen, die eine Behinderung haben, sollen sie etwaige Vorbehalte und Berührungsängste abbauen, durch eigenes Erleben die Scheu vor dieser auf den ersten Blick vielleicht „fremden“ Welt  verlieren und letzten Endes ihre sozialen Kompetenzen schulen.

Logisch, dass so etwas nicht ohne sorgfältige Vorbereitung geht: Yvonne Pätzold, die am Leifheit-Campus katholische Religion unterrichtet, und ihr für evangelische Religion zuständiger Kollege Pfarrer Stefan Fischbach haben im Vorfeld mit den Kindern die Themen Behinderung und Inklusion erarbeitet. Genauso logisch ist es aber auch, dass man den Zehn- bis Elfjährigen vor Ort eine „Brücke“ bauen muss, damit ihnen der Zugang zu den Werkstattbeschäftigten, Bewohnern und Tagesförderstättenbesuchern der Stiftung Scheuern leichter fällt. Acht verschiedene Workshops, die auf Sport und Spiel, handwerkliche Aktivitäten, die Liebe zu Natur und Tieren oder kulinarische Interessen setzen, haben sich die Stiftungsmitarbeiter rund um eine vierköpfige Arbeits- und Koordinationsgruppe einfallen lassen.

Doch zuerst die Theorie: In der Hauptwerkstatt im Mühlbachtal erfahren die 35 Leifheit-Campus-Lerner das Wichtigste über Geschichte und Struktur der Stiftung Scheuern – und bekommen ein paar Verhaltensregeln mit auf den Weg: „Wenn euch das Verhalten der Menschen mit Behinderung merkwürdig erscheint, dann tuschelt nicht hinter ihrem Rücken,  sondern sprecht sie offen an, oder wendet euch im Zweifelsfall an eure Workshopleiter.“ Die Jugendlichen verhalten sich allesamt respekt- und rücksichtsvoll – das wird deutlich, als sie in Kleingruppen zu ihren diversen Workshops ausschwärmen. Ob sie sich beim Frisbeegolf oder beim Tischtennis- und Boulespielen körperlich austoben, in der Kreativwerkstatt Schmuck herstellen, in der Schreinerei etwas über Holzbearbeitung erfahren, sich mit gesunder Ernährung oder der Verwendung von Wildkräutern beschäftigen, am Hauptsitz der Stiftung Scheuern in die Ausbildung von Besuchshunden oder auf Hof Mauch in Misselberg in den Obstanbau hineinschnuppern – überall sind die Schüler mit Feuereifer dabei. Und kommen bei den gemeinsamen Aktivitäten immer wieder zwanglos in Kontakt mit den Menschen, die hier arbeiten oder zu Hause sind. Die Jugendlichen seien schwer in Ordnung und völlig unkompliziert gewesen, berichten Lore Arnold und Christa Schienmann, zwei Bewohnerinnen der Stiftung Scheuern. Viel positive Rückmeldung kommt auch von den Jugendlichen selbst. „Am Anfang war ich etwas unsicher. Aber das hat sich schnell gelegt, und dann fand ich es gar nicht mehr schlimm“, erzählt Silas in der abschließenden Feedbackrunde, bei der es ausgesprochen lebendig zugeht, während Jakob, ebenfalls in der Schreinerei unterwegs, ergänzt: „Die Menschen mit Behinderung haben uns viel erklärt und waren für uns da.“ Und, dieser Satz fällt immer wieder: „Es war alles ganz normal.“ Vor allem die vielen kleinen Gesten und Begegnungen sind es, die zu diesem Eindruck der Normalität beigetragen haben. „Wir sind in der Gruppe mit einem jungen Mann mit Behinderung mitgegangen. Wir haben gemeinsam Wildkräuter gesammelt. Er hat die Tüte aufgehalten, ich hab es reingetan. Das hat gut geklappt“, erzählt eine Teilnehmerin des Hexensmoothie-Workshops. Charlotte wiederum hat  die Arbeit imponiert, die die Therapiehunde leisten. „Es gibt Behinderte, die nicht mit anderen Menschen, aber mit den Hunden sprechen. Das ist beeindruckend“, findet sie.

Kurzum: Auch wenn es nicht mehr als ein erster Kontakt ist, gehen die Kinder mit vielen positiven Eindrücken nach Hause. „Der erste Sozialtag bei der Stiftung Scheuern bietet einen guten Einstieg in die weitere Zusammenarbeit“, ist sich Yvonne Pätzold, eine der Hauptorganisatorinnen vonseiten des Leifheit-Campus, sicher. Bereits am kommenden Mittwoch, 22. Juni, geht es weiter: Dann sind die Scheuerner im Leifheit-Campus zu Gast.

Sie waren dabei beim Sozialtag

Am Sozialtag haben die Schüler Muhammed Aslan, Silas Bornmann, Jakob Bott, Oliwia Canliisik, Julian Gras, Hannah Fachinger, Cedric Feldnez, Sander Gadow, Ben Haag, Lucia Höhler, Amelie Gerlach, Viktoria Gerstner, Aureja Gerstner, Justin Itzel, Roman Kehl, Zoe Konieczny, Kaya Konstantinov, Leonie Ludwig, Fabian Mann, Arthur Möchel, Nina Müller, Jona Nefferdorf, Jana Rau, Ingrid Riegel, Susanna Rink, Debora Rörig, Charlotte Rosenkranz, Malte Rotard, Merle Schmidt, Tana Schmidt, Julia Spät, Sophie Stockschläder, Murat Yaman, Anna Wiegand und Stella Wolf teilgenommen.

Begleitet wurden sie von den Lehrern Stefan Fischbach, Pascal Gras, Désirée Heeb, Ina Illert, Christina Krämer, Hannah Kröner, Yvonne Pätzold und Valerie Walden.

Vonseiten der Stiftung Scheuern hat eine Arbeitsgruppe mit Antje Koch-Gellermann, Katharina Heckmann, Beate Kretschmann und Birgitt Roos den Sozialtag federführend organisiert. Beteiligt waren auch die Workshopleiter Martin Eck und Andreas Bärtges (Obstanbau), Günther Mesloh (Tischtennis und Boule), Volker Leiberger (Frisbeegolf), Marion Ackermann, Gabriele Saemann und Mandy Schlüpmann (Kreativwerkstatt), Bernd Hawellek und Hugo Riehl (Wildkräuter), Jörg Goebels (Schreinerei), Elke Friedrich (Gesunde Ernährung) und Anita Lakotta (Besuchshunde).