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Soft Skills statt Vokabeln


Stiftung Scheuern und Leifheit-Gymnasium erleben gemeinsam zweiten Sozialtag

 

Für die Fünft- und Sechstklässler des privaten Leifheit-Gymnasiums Nassau war der 17. Mai 2017 ein ganz besonderer Schultag: Es ging nicht um das Einpauken von Zahlen, Vokabeln oder anderen klassischen Bildungsinhalten, vielmehr waren am sogenannten Sozialtag gemeinsam mit der Stiftung Scheuern „Soft Skills“ gefragt. Hinter dem neudeutschen Wort verbergen sich so wichtige Dinge wie gelungene Kommunikation mit anderen Menschen, die Fähigkeit, sich Situationen anzupassen, etwas gemeinsam im Team zu tun, damit sich jeder gleichberechtigt beteiligen kann.

Für die 68 Schüler und neun Lehr- und Aufsichtskräfte des Leifheit-Campus stand das Engagement für und mit Menschen mit Behinderung, die in der Stiftung Scheuern leben und arbeiten im Vordergrund. Im Rahmen einer für die Besucher der Tagesförderstätte und für Bewohner organisierten Spaßolympiade waren die Lerner der sechsten Klassen aktiv. Sie bauten auf, führten durch, sagten an, maßen ab und sorgten mit ihrem Einsatz dafür, dass Menschen mit Handicap, vor allem auch diejenigen, die einen Rollstuhl brauchen, einen tollen Tag mit viel Abwechslung hatten. Da lachte nicht nur die Sonne.

Die Lerner der fünften Klassen lernten Menschen und Einrichtung im Rahmen von Workshops in Kleingruppen kennen. Spaß hatten dabei alle: Sportlich bei der Olympiade auf der Festwiese, beim Tanzen, Bogenschießen oder Frisbeegolf, handwerklich beim Filzen, Bauen von Insektenhotels oder eines mit Rollstuhl unterfahrbaren Hochbeets, Bepflanzen des Beets und einer der ganz Nassau schmückenden Blumenschubkarren, Holzengel herstellen, kreativ beim Kerzenziehen, Ordnungshüter für die eigenen vier Wände basteln, Taschenbemalen oder kulinarisch beim Brauen eines Hexensmoothies mit Wildkräutern.

Vielleicht gerade wegen toller Workshop-Ideen und allem, was den Teilnehmern geboten wurde, ging eines nicht vergessen, im Gegenteil, es wurde leichter: Menschen mit und ohne Behinderungen begegneten sich auf Augenhöhe. Für manche, wie Philipp, war das scheinbar in alter Hut. Er kennt die Stiftung, weil seine Oma hier arbeitet. Und trotzdem staunte er beim gemeinsamen Werken mit Fabian, einem Beschäftigten des Garten- und Landschaftsbaus, am Insektenhotel: „Das macht voll Spaß, gell!“ Fabian nickte eifrig, ihm ging es genauso. Auch Lehrerin Bianca Hattemer, die die Bogenschützen begleitete, erlebte, wie gemeinsame Workshops ins Schwarze treffen: „Dinge, die einem besondere Freude machen, sind eine super Grundlage für Begegnung.“

Für andere war es die erste intensive Begegnung mit beeinträchtigten Menschen: „Ich habe keine Angst, aber es ist ungewohnt“, gestand Amie. Das Thema Scheu war auch beim Tanzworkshop Let`s dance aktuell. Die Lernerinnen ließen sich von den Mitgliedern der Tanzgruppe das Lampenfieber vor öffentlichen Auftritten nehmen und mit in die heißen Rhythmen hineinziehen. Am Ende des Schultags präsentierte die Gruppe einen Tanz, der spontan viele Mitschüler zum Mitmachen in der Abschlussrunde animierte. Umgekehrt bereicherten die Lernerinnen ihre Tanzkolleginnen mit spaßigen Herausforderungen aus ihrer Welt: Bottleflip - also das Werfen einer Plastikflasche im Salto, sodass sie nach dem Wurf wieder auf dem Flaschenboden landet - war der Renner.

Im Jahr 2016 hatten die Stiftung Scheuern und der Leifheit-Campus zum ersten Mal einen Sozialtag gemeinsam auf die Beine gestellt. Die damaligen Fünfer bauten ebenfalls im Rahmen von Workshops Barrieren im Umgang mit Menschen mit Handicap ab. Das Konzept hat sich bewährt, sodass die jetzigen Fünfer diesmal ebenfalls in Kleingruppen ihren ersten Sozialtag erlebten, während die Sechser dazu übergingen, mit der Spaßolympiade ein Angebot für Beeinträchtigte mitzugestalten. Nach dem erfolgreichen Start soll der Sozialtag später auch auf höhere Klassen ausgeweitet werden, um dann die Aspekte Berufsorientierung, gesellschaftliche Verantwortung und Geschichte einzubinden.

Der Sozialtag ist keine einseitige Sache. In diesem wie im letzten Jahr hatten die Schüler 60 Menschen der Stiftung Scheuern zu sich auf den Leifheit-Campus eingeladen, um dort Gemeinsamkeit zu erleben und ihre Schule vorzustellen. Der Tag der Begegnung in der Schule fand schon Ende April statt und viele begrüßten sich beim Wiedersehen in der Stiftung mit Freude.