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Aktuelles

Schichtwechsel: LIGA-Geschäftsführer lernt Arbeitswelt in WfbM kennen


Daniel Kieslinger, Geschäftsführer der LIGA der freien Wohlfahrtspflege Rheinland-Pfalz, hat im Rahmen der Aktion Schichtwechsel die Arbeitswelt von Christoph Obel kennengelernt. Der junge Mann ist in der WfbM der Stiftung Scheuern in der Schreinerei tätig.

Christoph Obel ist richtig stolz, aber auch nervös. Schließlich hat er nicht jeden Tag einen Fremden zu Gast, der ihm bei der Arbeit in der Schreinerei der WfbM über die Schulter guckt. Zumal der junge Mann erst seit einem Jahr in der Werkstatt der Stiftung Scheuern beschäftigt ist. Nun ist Daniel Kieslinger aus Mainz gekommen, um einen Vormittag lang dabei zu sein. Der Besucher ist Geschäftsführer der LIGA der freien Wohlfahrtspflege Rheinland-Pfalz. Man könnte sagen, er ist Lobbyist für den Sozialbereich. Kieslinger nimmt an der Aktion Schichtwechsel teil, bei der Werkstattbeschäftigte und Menschen aus anderen Bereichen gegenseitig Einblicke in die Arbeitswelt des jeweils anderen erhalten.

Christoph Obel und Daniel Kieslinger begegnen sich auf Augenhöhe, und das nicht nur, weil sie jeweils um die zwei Meter groß sind. Kieslinger ist der Umgang mit Holz und Werkzeug nicht fremd, denn er war früher in einem Zimmermannbetrieb tätig. Nach zehn Jahren hat er extra für den Schichtwechsel seine schwarze Arbeitshose von damals angezogen. Aber an der riesigen Plattenaufteilsäge ist Christoph Obel der Experte.

Der junge Mann sägt die angelieferten Holz- oder Spanplatten auf Maß zu, wobei die Computersoftware dabei hilft, den Verschnitt so klein wie möglich zu halten. So wird kein Material verschwendet. Die Elemente werden später an anderer Stelle in der Schreinerei weiterbearbeitet und zusammengebaut. So entstehen Verpackungen im Auftrag der Firma Heuchemer ebenso wie das Mobiliar für das neue Wohnhaus der Stiftung Scheuern in Lahnstein und Etagenbetten für ein Freizeitheim in Obernhof.

„Die Arbeit wird nicht langweilig, denn die Klienten können ihren Arbeitsplatz wechseln und etwas anderes machen“, erklärt Lars Winterwerber, Teamleiter in der Schreinerei. Christoph Obel winkt dabei dankend ab. „Meine Arbeit hier macht mir viel Spaß“, sagt er. Trotzdem darf auch Daniel Kiesling an diesem Vormittag mal den roten Knopf drücken, der die riesige Säge in Gang setzt, die fertigen Platten mit Etiketten versehen und sie ins Lager tragen.

Weil der Wareneingang und die Plattenaufteilsäge nur ein kleiner Teil der Schreinerei in der WfbM sind, lernt Daniel Kieslinger weitere Werkstattbeschäftigte kennen. Dylan Fischer beispielsweise zeigt dem LIGA-Geschäftsführer, wie man mit der CNC-Maschine umgeht. Sie setzt präzise Bohrlöcher in Bretter, die zum Beispiel für Möbelscharniere nötig sind. Für glatte Kanten ist hingegen Oliver Greysner zuständig. Er bearbeitet an der Fräse gerade Latten für die Roste von Etagenbetten.

Manche Klienten in der WfbM benötigen Hilfestellung, um einen Arbeitsschritt zu erledigen. Mitarbeiter Jörg Goebels demonstriert dies beim Einpressen von mehreren Metallmuffen. Damit keines der Teile vergessen wird, dient eine Schablone als Orientierung. So sieht man auf einen Blick, ob alles an seinem Platz ist. „Wir ermöglichen Teilhabe“, sagt Werkstattleiter Sebastian Mono. „Dazu gehört, dass die Beschäftigten so viele Arbeitsschritte wie möglich selbstständig vornehmen können.“

Tristan Roeder kommt auch ohne Schablone klar. Das Einpressen der Muffen ist aber nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung. Er vertritt nur einen erkrankten Kollegen. Lieber verleimt und verschraubt er Holzteile, die für Verpackungen von Heuchemer bestimmt sind. Wie das genau geht, zeigt er gern. Den Gast aus Mainz hielt er zunächst für einen Politiker und räumt ein, dass er jemanden im Anzug erwartet hatte. LIGA-Geschäftsführer Kieslinger muss schmunzeln und stellt klar: „Ich spreche viel mit Politikerinnen und Politikern.“

Die gemeinsame Mittagspause markiert für Christoph Obel und Daniel Kieslinger den Abschluss des Schichtwechsel-Tags. In ein paar Wochen wird es einen Gegenbesuch in der LIGA-Geschäftsstelle geben. Beim Gang in den Speisesaal der WfbM sagt Kieslinger anerkennend: „Coole Maschinen habt ihr hier.“ Mit einem Strahlen im Gesicht gibt Christoph Obel zur Antwort: „Verstehen sie, warum ich nirgendwo anders arbeiten möchte?“

Infos zum Schichtwechsel:

Bei der bundesweiten Aktion Schichtwechsel können Mitarbeitende aus Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes Werkstätten für Menschen mit Behinderungen kennenlernen. Sie können die Vielfalt der Tätigkeiten erleben und vor Ort selbst mitarbeiten. Der Austausch ist aber auch für Beschäftigte in den Werkstätten interessant. 14 Menschen aus der WfbM der Stiftung Scheuern möchten in diesem Jahr teilnehmen und sich anschauen, was andere in ihrem Job tun. „Der Schichtwechsel erlaubt einen Einblick in andere Arbeitswelten und kann für Klienten ein erster Schritt sein, später auf einem Außenarbeitsplatz tätig zu werden“, sagt Werkstattleiter Sebastian Mono.

Wer am Schichtwechsel in der WfbM der Stiftung Scheuern teilnehmen möchte, meldet sich bei Birgitt Klaiber unter E-Mail b.klaiber@stiftung-scheuern.de. Offizieller Aktionstag ist der 25. September.

Weitere Infos dazu gibt es unter https://www.bagwfbm.de/page/schichtwechsel

Christoph Obel und Daniel Kieslinger packen gemeinsam eine zugesägte Spanplatte in der Schreinerei der WfbM an.