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Poetisch, melancholisch und witzig: Das Duo 2Flügel läutete mit "Goldzwanziger" das Jubiläums-Wochenende ein


Das Jubiläums-Wochenende zum 175-jährigen Bestehen der Stiftung Scheuern begann mit dem Duo 2Flügel in der Nassauer Stadthalle. Einerseits poetisch bis melancholisch, auf jeden Fall aber ziemlich nachdenklich stimmend, andererseits unüberhörbar laut, temperamentvoll und immer wieder auch ausgesprochen witzig – mit ihrem Programm „Goldzwanziger“ ließen die Theologin und Schriftstellerin Christina Brudereck und der Musiker Ben Seipel das Publikum tief eintauchen in die Zeit der Weimarer Republik, die längst vergangen scheint und dennoch unübersehbare Parallelen zu den 20er-Jahren dieses Jahrhunderts hat. 

"Ist das Erinnern altmodisch? Rückwärtsgewandt?“, heißt es in einem Text von Christina Brudereck, den die Künstlerin an diesem Abend vortrug. „Nein, es geschieht heute. Für morgen. Um der Zukunft willen. Auch an die 1920er erinnern wir für unsere 20er-Jahre.“ Texte mit gesellschaftspolitischer Aussage waren es also, die da zu Gehör kamen. Aber auch sehr persönliche Texte wie der über Christina Bruderecks Großmutter, die im Jahr 1921 nach Masuren reiste – eine Reise, zu der ihre Enkelin genau 100 Jahre später aufbrach: „Verbunden von Tagebuch zu Tagebuch. 100 Jahre zwischen zwei Reisen. Meine Toten, Großmütter und meine Mama haben mir vor allem mitgegeben – ein tiefes Vertrauen: Wir sind nicht allein.“ Sehr beeindruckend war auch, um nur ein drittes Beispiel zu nennen, jener Text über „Die alte Dame“ namens Demokratie: „Sie ermutigt mich. Diese Idee. Sie kommt aus der Mode? Wenn das gesagt wird, müssen wir hellhörig werden. Dann braucht sie uns dringend.“

Im Wechsel dazu haute Christina Bruderecks Ehemann Ben Seipel, Dozent an der Hochschule für Musik in Köln und, wie sich alsbald herausstellen sollte, ein hervorragender Pianist und ebensolcher Sänger, in die schwarz-weißen Tasten. Ob es der rasant gespielte „Maple Leaf Rag“ von Scott Joplin, Johann-Sebastian Bachs C-Moll-Fuge, „Du bist das Licht“ von Singer-Songwriter Gregor Meyhle oder Lieder aus den sogenannten goldenen Zwanziger Jahren wie „Lili Marleen“ oder „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“ waren – das hatte Flair, begeisterte, riss mit. Ein besonderer Abend mit einem Ehepaar, das sich nicht nur perfekt ergänzte, sondern auch mühelos den Funken zum Publikum überspringen ließ.