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Aktuelles

Künstler der Stiftung Scheuern zeigen ihre Werke


Diesen begeisterten Applaus hatten sie sich wahrlich verdient: 21 von der Stiftung Scheuern betreute Menschen, die am kreativen Förderangebot der Einrichtung teilhaben und mit Pinsel, Farbe und viel Freude am Gestalten ihrem künstlerischen Können Ausdruck verleihen, standen jüngst im Mittelpunkt einer außergewöhnlichen Ausstellungseröffnung im Günter-Leifheit-Kulturhaus.

Eines fällt sofort auf, wenn man derzeit den Museumssaal des Günter-Leifheit-Kulturhauses betritt: Es sind sehr unterschiedliche Bilder, die vor allem in der Malgruppe der Tagesförderstätte, aber auch der Seniorenbetreuung entstanden und nun erstmals außerhalb der Stiftung Scheuern zu sehen sind. Da schmücken linker Hand als Gemeinschaftsprojekte entstandene, großflächige, von abstrakten Ornamenten und Formen geprägte Gemälde und Kollagen die Wand. Gegenüber ziehen dagegen vor allem gegenständliche Darstellungen den Betrachter in ihren Bann. Blumen in allen Größen und Varianten befinden sich darunter, aber auch die Fauna ist vom Marienkäfer bis zu Löwe, Zebra und Co. offensichtlich ein sehr beliebter Motivlieferant gewesen. Dazu gesellt sich Religiöses wie beispielsweise ein vor einer Kirche verharrendes Liebespaar, Literarisches wie ein Bücherstapel samt Goethe-Band oder schlicht Emotionales wie eine Ansammlung bunter Herzen – kurz: Die Vielfalt ist nahezu grenzenlos. Dennoch ist allen Kunstwerken zweifellos eines gemeinsam: Sie strahlen sehr viel Lebensfreude, Fröhlichkeit und Zuversicht aus.

Was auch für jenes Werk gilt, das sich auf einer Staffelei mitten im Raum präsentiert und folglich als erstes die Blicke auf sich zieht. Die Rede ist von dem Werk, das dieser unter der Schirmherrschaft von Ilse Leifheit stehenden Ausstellung ihren Namen gab: „Der tanzende Elefant“ von Gerhard Rau, ein sehr poetisches, anrührendes  Bild, das bereits im Vorfeld der Veranstaltung überregional große Beachtung fand – und Pfarrer Gerd Biesgen, Vorstand der Stiftung Scheuern,  in seiner Begrüßung zur Parabel vom „angeketteten Elefanten“ inspirierte. Ein Zirkuselefant ist es, genauer gesagt, der  darin die Hauptrolle spielt: An einen kleinen Pflock angekettet, versucht er als Kind vergeblich, sich zu befreien. Erschöpft und resigniert akzeptiert er seine Ohnmacht – so endgültig, dass er auch als vor Kraft strotzendes erwachsenes Tier, dem es ein Leichtes wäre, den Pflock aus der Erde zu ziehen, nie wieder versucht, gegen seine Gefangenschaft anzukämpfen. „Ich bin tief davon überzeugt, dass nach Gottes Willen wir Menschen alle zur Freiheit berufen sind, nicht zum Angekettet-Werden oder -Bleiben“, schlug Biesgen den Bogen zur tieferen Bedeutung dieser anschaulichen Geschichte. „Gleich, wie unsere tatsächlichen oder vermeintlichen Einschränkungen heißen, gleich, woran wir gehindert wurden – zum Teil als Mensch mit Behinderung noch immer gehindert werden – oder was wir uns aus welchen Gründen auch immer selbst womöglich nicht zutrauen: Die Überwindung von Grenzen und Barrieren gehört zum Schönsten, was es gibt unter der Sonne.“

Maria Metzger, die Leiterin der Seniorenmalgruppe, wiederum vermittelte den Vernissage-Besuchern einen über die Ausstellung hinausgehenden Eindruck von den künstlerischen Leistungen der Menschen, die von der Stiftung Scheuern betreut werden. „Eine besondere Freude und ein großer Anreiz besteht in der jährlichen Teilnahme an dem vom Ministerium für Jugend, Familie und Soziales ausgeschriebenen Landeswettbewerb für Menschen mit Behinderung“, berichtete sie in ihrem Grußwort und fügte hinzu: „Aus den eingereichten Bildern wählt ein Gremium Bilder für den Jahreskalender aus. Die teilnehmenden Künstler unserer Stiftung gingen schon sehr oft als Preisträger aus diesem Wettbewerb hervor und nahmen demzufolge an entsprechenden Wanderausstellungen teil.“ Eine besondere Wertschätzung, so Maria Metzger, sei den Scheuerner Künstlern im Jahr 2010 zuteil geworden. Damals nämlich schaffte es eines ihrer Gemeinschaftsbilder sogar bis in die Landeshauptstadt.  „Die Welt ist bunt“ heißt es und schmückt seither das Foyer des Mainzer  Sozialministeriums.

Die Ausstellung „Der tanzende Elefant“ ist noch bis Samstag, 19. September, während der Öffnungszeiten des Günter-Leifheit-Kulturhauses, also montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr zu sehen.

Übrigens: Mit der Ausstellung „Der tanzende Elefant“ fällt zugleich der Startschuss für ein inklusives Kunstprojekt: Die Stiftung Scheuern lädt Senioren aus der Stadt Nassau und anderen Gemeinden dazu ein, in die Stiftung zu kommen und gemeinsam mit den dort lebenden Senioren zu malen und künstlerisch aktiv zu sein. Ab wann genau diese Treffen stattfinden werden, teilt die Stiftung Scheuern noch mit. Wer gerne bei der inklusiven Malgruppe mitmachen möchte oder ein generelles Interesse an dem Thema hat, kann sich bei Gabriele Radtke, Telefon 02604/979172, E-Mail <link>g.radtke@stiftung-scheuern.de informieren.