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Aktuelles

Junge Menschen aus Tansania besuchen Stiftung Scheuern


Am Standort Bad Ems informierte sich eine Austauschgruppe aus Afrika über das Leben von Menschen mit Behinderung in Deutschland.

 

 

Im Juli besuchte eine achtköpfige Gruppe junger Erwachsener aus Tansania die Angebote der Stiftung Scheuern für Menschen mit Behinderung am Standort Bad Ems. Die Gruppe war mit ihren vier deutschen Begleitern einen Tag zu Besuch im Berufsbildungs- und Integrationsservice (BIS), dem Montage- und Dienstleistungszentrum (MDZ), dem Elmar-Cappi-Haus und dem Eine-Welt-Laden. Im Rahmen eines Austausches waren die Afrikaner zu Gast. Die evangelischen Dekanate Nassau, Diez und St. Goarshausen pflegen eine Partnerschaft mit dem lutherischen Mabira-Distrikt in Tansania.

Nicht nur sprachlich war der Tag für alle Beteiligten eine Herausforderung: Für alle galt es sich entweder in Englisch oder über Gesten zu verständigen, Menschen mit und ohne Behinderung aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten trafen aufeinander und wollten Gemeinsames erleben und Neues erfahren, Bildungscharakter inklusive.

Nach einem kurzen Einblick in das gesamte Angebotsspektrum der Stiftung Scheuern für Menschen mit Behinderung schaute sich die Gruppe den Bereich des BIS an. Die Gäste aus Afrika packten spontan kräftig mit an und montierten nach kurzer Einweisung durch die Beschäftigten des Montagetrainings im BIS Kleinstteile aus der Automobilindustrie. Eine solche Fingerfertigkeit, gepaart mit einem ungezwungenen Austausch zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, erstaunte so manchen Begleiter aus Deutschland. Gleichzeitig sorgte dies für ein offenes und herzliches Begegnungsklima an diesem besonderen Tag. Die Menschen aus Tansania zeigten sehr großes Interesse an den Arbeiten, die Menschen mit Behinderung leisten, aber auch daran, welche Hilfsmittel und pädagogischen Maßnahmen dazu nötig sind. Ganz ähnliche Erfahrungen machte die Gruppe im MDZ in der Nieverner Straße. Neben der Abwicklung von Aufträgen aus der intensivmedizinischen Versorgungsindustrie inspizierten die Besucher die Druckerei der Stiftung Scheuern und die angeschlossene Papierverarbeitung.

Zum Mittagessen probierten die Gäste in der Kantine der Kreisverwaltung die Speisen, die in der Gastronomie der Stiftung von Menschen mit Behinderung zubereitet werden. In der Mittagspause ergab sich ein lockeres Zusammensein mit Gruppenfoto und Rollstuhltest. Steffen Brings, Beschäftigter der Stiftung im Dienste von Besucherführungen, stellte seinen Rollstuhl zur Verfügung. Mit viel Spaß und doch dem nötigen Ernst wurde das Gerät ausprobiert, und die Tester waren begeistert. Beim Besuch im Elmar-Cappi-Haus für Menschen mit erworbener Hirnschädigung zeigten sich die afrikanischen Gäste besonders gerührt von der Fürsorge und der pflegerischen Unterstützung, über die wir in Deutschland verfügen. Ein höhenverstellbares Bett, das Pflege erleichtert und Sturzgefahr verringert, hatte es ihnen besonders angetan. Gleichzeitig stellten sie fest, dass in ihrem Land die Inklusion von Menschen mit Behinderung insofern kein Thema ist, als dass die Menschen vor allem auf dem Land in der Dorfgemeinschaft integriert seien und jeder das beitrage, was er leisten könne. Hilfsmittel hingegen fehlten fast gänzlich. In städtischen Gebieten gebe es zwar Einrichtungen für Menschen mit Behinderung wie auch in Deutschland, aber leider nicht mit vergleichbarem Standard.

Beim abschließenden Besuch im Eine-Welt-Laden schloss sich der afrikanisch-deutsche Austauschkreis. Gerth Stecher von der Arbeitsgemeinschaft Eine-Welt Bad Ems und Marcel Kolberg, Beschäftigter im Weltladen, zeigten fair gehandelte Waren insbesondere aus Tansania und boten Saft zur Verkostung an, der aus Obst von dem zur Stiftung Scheuern gehörenden Hof Mauch, erzeugt wird. Das erfreute die Gäste, in deren Heimat Apfelbäume nur unter bestimmten Bedingungen gedeihen. Ein afrikanisches Lied zum Dank, a cappella dargeboten, rührte den deutschsprachigen Teil der inzwischen zusammengewachsenen Gruppe sehr an.