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Aktuelles

Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten


Seit 16 Jahren besteht die Kooperation zwischen der AG Eine Welt in Nastätten und der Stiftung Scheuern.

 „Wir haben damals einen Kooperationspartner gesucht, der nicht in erster Linie wirtschaftlich, sondern sozial denkt und handelt, und ihn in der Stiftung Scheuern gefunden“, erzählen Anke Bodenbach und Thomas Schwab vom Vorstand der Arbeitsgemeinschaft (AG) Eine Welt in Nastätten. Denn, so war man überzeugt: Es konnte nur eine Bereicherung sein, das Angebot auf eine breitere Basis zu stellen und die fair gehandelten Produkte des Eine-Welt-Ladens durch regionale Waren zu ergänzen.

Eine Idee, die bei der Stiftung Scheuern sofort auf fruchtbaren Boden fiel: Nach zwei, drei Treffen mit der AG Eine Welt war die Sache klar, sodass der Kooperationsvertrag im September 2003 unterschrieben wurde. Und der 1986 eröffnete Eine-Welt-Laden seinen Standort wechselte: „Unser erstes Ladenlokal war etwas abgelegen in der Hochstraße und das zweite in einer 1-B-Lage in der Oberstraße. Gemeinsam mit der Stiftung Scheuern sind wir 2003 dann in der 1-A-Lage in der Römerstraße 56 an den Start gegangen“, beschreibt Anke Bodenbach den Umzug mitten ins Geschäftszentrum der Blaufärberstadt. Dort ist die Stiftung Scheuern, eine Einrichtung der Behindertenhilfe mit Hauptsitz in Nassau, Untermieterin der Arbeitsgemeinschaft Eine Welt, nutzt das Ladenlokal als Außen-Verkaufsstelle und übernimmt dafür im Gegenzug die Hälfte der Mietkosten, so der Kern des Kooperationsvertrags.

Eine Win-Win-Situation also, von der nicht zuletzt auch die rund 300 Kunden profitieren, die pro Monat in das helle, freundliche Ladengeschäft in der Römerstraße kommen. Denn dank der Kooperation finden sie hier ein besonders vielfältiges Warensortiment vor. So liegt der Schwerpunkt bei den fair gehandelten Produkten, die die AG Eine Welt über Unternehmen wie GEPA, El Puente und WeltPartner aus Südamerika, Afrika und Asien bezieht, auf Lebensmitteln, wobei das Spektrum von den Klassikern Kaffee und Tee über Honig, Vollrohrzucker, Gewürze, Öle, Senf und Essig und vieles mehr bis hin zum „Verkaufsrenner“ fair gehandelte Schokolade reicht. Aber auch wer sich für Kunstgewerbe interessiert oder nach pfiffigen Geschenkartikeln sucht, wird hier fündig.

Die Werkstätten für behinderte Menschen der Stiftung Scheuern wiederum sind unter anderem mit individuell von Hand gefertigten Kerzen und Keramik sowie Filztaschen und anderen schicken, aus Stoff hergestellten Dingen aus Stoff aus ihrer Kreativwerkstatt, Vogelnistkästen und Anmachholz für Kamine aus der Schreinerei sowie naturtrübem Apfelsaft und jahreszeitlichen Fruchtaufstrichen aus dem Garten- und Landschaftsbau vor Ort. „Die Leute identifizieren sich mit den Produkten der Stiftung Scheuern und wissen die individuelle Fertigung zu schätzen“, berichtet Thomas Schwab. Er ist im Vorstand, zu dem als Dritte im Bunde Kassiererin Christiane Werner-Sorg gehört, in erster Linie für die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, Anke Bodenbach dagegen vor allem für die Organisation der Ladenarbeit zuständig. 20 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter engagieren sich zurzeit in der Römerstraße 56 für den Fair-Trade-Gedanken, der außer auf eine gerechte Bezahlung von kleinbäuerlichen und handwerklichen Produzenten aus den Ländern der sogenannten Dritten Welt auch auf die Sozial- und Umweltverträglichkeit des Herstellungs- und Vermarktungsprozesses sowie auf Transparenz in den Geschäftsbeziehungen setzt. Nicht wegzudenken aus dem Team ist zum Beispiel Vera Göbel, die seit mehr als zehn Jahren die Zusammenarbeit mit der Stiftung Scheuern „wuppt“, Bestellungen aufgibt, die Ware entgegennimmt, sie ansprechend im Laden dekoriert und vieles mehr. „Es macht mir Spaß“, sagt sie.

Apropos Dekoration: Dass die, über die Qualität der Produkte und den zugrundeliegenden Faire-Trade-Gedanken hinaus, für den Verkaufserfolg eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, steht längst außer Zweifel. „Die Leute kaufen auch aus ästhetischen Gründen“, sagt Anke Bodenbach und kann sich noch gut an die Anfangszeiten erinnern, als man die Ware auf Kellerregalen präsentierte und eben das ins Sortiment nahm, was gerade da war: „Der Laden war wie eine Wunderkiste. Aber mit der Zeit sind wir immer professioneller geworden.“ Und, so fügt Thomas Schwab hinzu: „Mit einem attraktiven Laden ist es leichter, Mitarbeiter zu finden.“ Diese würden sich allerdings auch inhaltlich in einem hohen Maß mit den Zielen des Fairen Handels identifizieren und ihre Arbeit im Weltladen als sehr sinnerfüllend erleben, beobachtet er: „Es ist das Gefühl, an einer positiven Veränderung mitwirken zu können, was sie motiviert.“ Fairer Handel – darunter versteht man im Nastättener Weltladen nicht zuletzt auch, dass Produkte, die Menschen mit Behinderung hergestellt haben, für einen gerechten, der Leistung angemessenen Preis verkauft werden. Kein Wunder, dass beide Seiten großes Interesse daran haben, an der Zusammenarbeit festzuhalten. Oder wie Anke Bodenbach und Thomas Schwab es formulieren: „Wir sind sehr froh über diese Kooperation.“