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Ein großer Schritt zurück in ein selbstständiges Leben


David Gärtner, ein junger Mann mit erworbener Hirnschädigung, hat sich dank Integra, einer Dienstleistung der Stiftung Scheuern, sehr positiv entwickelt.

„Ich kann nicht klagen“, sagt David Gärtner und schmunzelt, wohlwissend, dass er vermutlich gerade die Untertreibung des Jahres zum Besten gegeben hat. Denn seitdem der junge Mann von Integra betreut wird, hat er große Fortschritte gemacht – so große, dass er nun den Schritt in ein noch selbstständigeres Leben wagen und wieder zu Hause leben kann.

Was war passiert? Kurz vor seinem 17. Geburtstag erlitt David Gärtner bei einem Sturz vom Fahrrad eine schwere Hirnschädigung, lag drei Wochen lang im Koma und kämpfte um sein Leben. Danach regenerierte er sich körperlich zwar ziemlich schnell, verhielt sich aber sehr aggressiv. Nach der medizinischen Rehabilitation war er in einem Pflegeheim in Brandenburg untergebracht. Doch seiner Mutter war schnell klar, dass er in seiner besonderen Situation als junger Mensch mit erworbener Hirnschädigung nicht dorthin gehörte. Sie stieß auf Integra – Chancen für Menschen mit erworbener Hirnschädigung, eine Dienstleistung der Stiftung Scheuern. 2015 zog David Gärtner als einer der ersten Bewohner in das neu eröffnete Elmar-Cappi-Haus ein, das Integra speziell für diese Zielgruppe in Bad Ems betreibt.

Dank teils intensiver Hilfen gelang es ihm, sein aggressives Verhalten deutlich zu reduzieren.  Auch körperlich ging es dank der logopädischen, aber auch physiotherapeutischen und ergotherapeutischen Angebote im Elmar-Cappi-Haus weiter bergauf mit ihm. Da er dank dieser Erfolge inzwischen nicht mehr auf die 24-Stunden-Betreuung im Elmar-Cappi-Haus angewiesen ist, zog er im September 2019 nach einem vierwöchigen Probewohnen in den Wohnverbund Wilhelmsallee, den die Stiftung Scheuern ebenfalls in Bad Ems betreibt. Seitdem habe er weitere Fortschritte gemacht, erzählt Dorota Kuczera-Barzideh, Mitarbeiterin des Wohnverbunds: „Er ist noch selbstständiger geworden, hält sein Zimmer topp in Schuss, macht sehr gerne bei den Kochangeboten mit und ist sehr hilfsbereit gegenüber seinen Mitbewohnern.“ Therapeutische Angebote nutzt David Gärtner weiterhin, unter anderem nimmt er zweimal wöchentlich Physio- und einmal pro Woche die Ergotherapie in Anspruch. „Ich bin viel mobiler geworden“, berichtet er. So geht er heute zu Fuß zu seiner Arbeitsstelle im Montage- und Dienstleistungszentrum der Stiftung Scheuern, anstatt wie früher mit dem Bus zu fahren. Und: Er treibt regelmäßig Sport, was seiner Fitness ebenfalls zugutekommt.

Auch wenn überschwängliche Worte nicht so die Sache des 24-Jährigen zu sein scheinen, merkt man ihm deutlich an, dass er sich wohlfühlt in seinem jetzigen Leben. Trotzdem wird er, wenn alles nach Plan läuft, die Wilhelmsallee und Integra verlassen und zurück zu seiner Mutter nach Eschborn ziehen. Der Entschluss dazu reifte, als er Corona-bedingt drei Monate lang wieder bei ihr wohnte – und beide feststellten, dass sich dank der Betreuung durch Integra so viel zum Positiven hin verändert hat, dass nun der nächste Schritt zurück in das vor dem Unfall gewohnte Leben möglich ist.

Doch was bedeutet hier eigentlich „wenn alles nach Plan läuft“? Um ihren Sohn wieder bei sich aufzunehmen, machte es Teresa Gärtner zur Bedingung, dass er eine Arbeitsstelle in der Nähe von Eschborn bekommt. Auch in diesem Punkt fanden die beiden tatkräftige Unterstützung bei Integra: Case-Managerin Michelle Reßmann vermittelte David Gärtner einen Praktikumsplatz in einer Werkstatt für behinderte Menschen in Frankfurt. Nach dem zweiwöchigen Praktikum wird sich entscheiden, ob er auf Dauer dort arbeiten wird. Logisch, dass ihm dafür alle die Daumen drücken.