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Rösch zu Besuch


Stiftung Scheuern setzt große Hoffnung in den neuen Landesbehindertenbeauftragen Matthias Rösch, den ins Stocken geratenen Prozess der Dezentralisierung wieder voran zu bringen. Rösch anerkannte bei seinem ersten Besuch sehr wohl, dass die Stiftung Scheuern Anstrengungen im großen Maß zur Dezentralisierung leiste, diese aber nur gut im Zusammenspiel mit Land, Kreis und Kommunen umgesetzt werden können.

Die Stiftung Scheuern sieht sich derzeit nicht in der Lage, ihre selbst gesteckten Ziele im Bereich der dezentralisierten Unterbringung von Menschen mit geistiger Behinderung zu erreichen. In einem Gespräch mit dem Landesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen, Matthias Rösch, und dem Landtagsabgeordneten Frank Puchtler machten Direktor Eckhard Bahlmann und die Bereichsleiter für Wohnen (Birgit Klaiber) und Arbeit (Bernd Feix) kürzlich auf die vor allem finanziell nicht zu stemmenden Herausforderungen aufmerksam. Im Herbst sind Verhandlungen mit dem Land und dem Rhein-Lahn-Kreis vorgesehen, die die Situation der Stiftung verbessern könnten.

Probleme bereiten vor allem die Vergütungssätze. Diese liegen bis zu 30 Prozent unter dem, was in Rheinland-Pfalz durchschnittlich bezahlt wird. "Wir sind in all diesen Bereichen nicht so aufgestellt, dass wir die Aufgaben, die durch die Dezentralisierung auf uns zukommen, alleine stemmen können", sagt Klaiber. Direktor Bahlmann sagte: " Dies bestreiten auch Land und Kreis nicht, dass das ein Problem für uns ist." Dem Direktor zufolge sind 70 Prozent der Kosten der Stiftung für das Personal auszuwenden. Während die Gehälter zuletzt um mehr als 4 Prozent gestiegen seien, wurden die Pflegesätze um lediglich um 2,6 Prozent angehoben - ausgehend von dem ohnehin niedrigen Niveau. "Das heißt, die Pflegesatzerhöhung deckt schon nicht die gestiegenen Personalkosten ab", sagt Bahlmann.

Der Landesbeauftragte Rösch versichert: "Wir haben die Botschaft gehört." Er räumte ein, dass es finanzielle und strukturelle Barrieren gibt, "die die Stiftung daran hindern, die geplante Dezentralisierung voran zu treiben". Bahlmann sprach davon, dass Land, Kreis und Stiftung ein Gutachten in Auftrag gegeben haben, das Aufschluss darüber geben soll, welche Mehrkosten die Dezentralisierung mit sich bringt.

Ursprünglich wollte die Stiftung bis zum Jahr 2020 etwa 270 dezentrale Wohnplätze außerhalb des Kernbereichs der Stiftung im Nassauer Ortsteil Bergnassau-Scheuern schaffen. In den ersten vier Jahren konnten lediglich 20 Menschen mit Behinderungen in Wohnungen in Nassau und Bad Ems einziehen. Ein Projekt in Lahnstein ist geplant. "Wir können stolz sein auf das, was geschafft wurde", sagt der Bereichsleiter Arbeit, Feix. Schließlich gebe die Stiftung schon seit der Jahrtausendwende Menschen die Möglichkeit, außerhalb von Scheuern zu leben. Insgesamt wohnen 26 Menschen in Mietwohnungen in Nassau. Anspruch und Wirklichkeit klaffen dennoch weit auseinander.

Die Dezentralisierung stößt neben finanziellen Fragen auch auf andere Hürden. Laut Bahlmann möchte die Stiftung Wohnplätze auch außerhalb des Rhein-Lahn-Kreises im nördlichen Rheinland-Pfalz und in Hessen schaffen. "Andere Landkreise wollen solch ein Engagement gar nicht", sagt der Direktor. Der Landesbeauftragte Rösch anerkannte das Engagement der Stiftung Scheuern, die er zum ersten Mal besuchte. "Hier will man voran kommen und wartet ungeduldig darauf, dass es weitergeht", sagte er. (Text und Bild Carlo Rosenkranz)