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Aktuelles

Fachtag der Stiftung Scheuern für gesetzliche Betreuer war ein voller Erfolg


Keine Frage: Mit mehr als 120 Teilnehmern war er nicht nur bestens besucht, der Fachtag für gesetzliche Betreuer der Stiftung Scheuern. Sondern er kam, wie spätestens der langanhaltende Applaus am Ende der rund sechsstündigen Veranstaltung bewies, auch hervorragend an.

Erstmalig hatten Betreuer und Mitarbeiter der Stiftung Scheuern den Fachtag gemeinsam organisiert.  „Die Stiftung Scheuern und der  Betreuerrat leiten eine neue Ära der Zusammenarbeit ein. Das Motto ,Fortschritt braucht Initiative‘ wurde bewusst gewählt und drückt eine zukünftig noch engere Verbindung aus“, so Dr. Elisabeth Schmitt, die Vorsitzende des Betreuerrats,  zum Schulterschluss von Angehörigen, die die Stiftung bei ihren vielfältigen Zukunftsaufgaben unterstützen wollen.

Demenz und  Austausch über die Zufriedenheitsbefragung von Betreuern waren zentrale Themen des Tages. Die Erkenntnisse der ausgewerteten Betreuer-Befragung vom Herbst 2015 wurden den gesetzlichen Betreuern vorgestellt und mit Vertretern der Leitungsebene der Stiftung, mit Gremien- und Tagungsteilnehmern auf einem Podium diskutiert. Ein Instrument für Lob und Tadel, eingebettet in das Qualitäts- und Beschwerdemanagement der Stiftung Scheuern, ist auf der Webseite der Stiftung zu finden. Anregungen oder Meinungsäußerungen von Angehörigen und Betreuern sind auch über dieses neue Portal willkommen. 

Zur Zukunft der Stiftung Scheuern mit Vorstand Pfr. Gerd  Biesgen

Zu Beginn begrüßte Pfr. Gerd Biesgen die Gäste mit einem Zitat von Karl Valentin: „Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie einmal war.“ Mit diesen Worten stimmte Biesgen die Betreuer auf einen Tag ein, der Mut machte, sich auf das „unbekannte Land der Zukunft“ einzulassen, welches es nach seiner Auffassung zu gewinnen gilt.  Damit meinte Biesgen, sich neuen Impulsen zu widmen. Als Beispiele nannte er das neue Bundesteilhabegesetz oder den Kostendruck und die leeren sozialen Kassen. Nicht rückwärtsgewandt, sondern vorausblickend will  er sich in Scheuern einer fortschrittlichen Leistungserbringung für Leben von Menschen mit Behinderung stellen. In seinem Plädoyer, der Zukunft nicht mit Angst zu begegnen, sondern mit dem nötigen Augenmaß und der Klugheit zu handeln, betonte er, dass die Stiftung Scheuern für Sorgfalt in Entscheidungen stehe, bei denen auch der Aspekt der Fürsorge nicht zu kurz komme. Im Anschluss gewährte er einen aktuellen Überblick über die Entwicklungen  in der Einrichtung.

 Er versicherte den Teilnehmern, sich weiter für den tragfähigen Fortschritt der Stiftung  einzusetzen, Dienstleistungen und Strukturen zu optimieren und weiterhin mit dem Sozialministerium über die Finanzen zur Verbesserung der Personalsituation zu verhandeln. Die Verhandlungsergebnisse für den Bereich Wohnen stünden unmittelbar bevor, und auch für den Bereich Arbeit seien Ergebnisse bis zum Jahresende 2016 zu erwarten. Unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen mit dem Land Rheinland-Pfalz investiere die Stiftung Scheuern in Personalaufstockungen. Nachweislich habe diese innerhalb des letzten Jahres durch ihre Qualifizierung vieles unternommen: Fachpersonal für Pflege und Pädagogik eingestellt und an vielen Stellen Engpässe in der Betreuung auf Wohngruppen überwunden. Ohne die Sicherheit der Refinanzierung durch Kostenträger ist die Stiftung Scheuern in die Offensive gegangen.

Menschen mit Behinderung sind Fachleute für Inklusion

Wer die eigentlichen Fachleute in der Stiftung Scheuern sind, das machte Christa Schienmann, die Vorsitzende der Bewohnervertretung, in ihrem Statement unmissverständlich klar. „Wir als Betroffene sind Fachleute“,  sagte Schienmann. „Wir wollen mit eingebunden werden und bei der Umsetzung von Inklusion mitmachen.“ Für beide Seiten seien Verstehen und Verständnis wichtig.

Mark Solomeyer in seiner Funktion als Werkstattratsvorsitzender stärkte Christa Schienmann den Rücken. Mit Blick auf die Inklusion mache sich der Werkstattrat durch vielfältige Fortbildungen fit für diese Aufgabe. Er habe immer ein offenes Ohr für die Belange behinderter Menschen an ihren Arbeitsplätzen. Als Beispiel für ein funktionierendes Beschwerde-Management nannte er die Wunsch-Boxen. Dies sind Briefkästen in den Werkstätten, die es den Menschen ermöglichen, auch außerhalb der Sprechstunden des Werkstattrates und anonym ihre Anliegen an ihre Interessensvertreter weiterzugeben. 

Betreuerrat vertritt engagiert Interessen

Dr. Elisabeth Schmitt freute sich als Sprecherin  der Angehörigen über die rege Beteiligung am Fachtag und führte in ihrer Rede die Vision des Betreuerrates „Denken ohne Geländer“ aus. Schmitt sprach sich dafür aus, dass der Betreuerrat ein aktives Mandat wahrnimmt, um bei der Umgestaltung der Stiftung Scheuern mitzuwirken. In ihrem Jahresbericht 2016 zu Beginn der Veranstaltung betonte sie, wie wichtig es ist, gesetzliche Betreuer an strategischen Entwicklungen der Stiftung Scheuern zu beteiligen. Dies sei ein echter Beweis für Partnerschaft und umfassende Transparenz.

Der Betreuerrat wünsche sich eine aktive Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Fachausschüssen der Stiftung Scheuern. Der Betreuerrat als Vertretungsorgan für gesetzliche Betreuer und Angehörige sehe sich als Begleiter von Entscheidungsprozessen verantwortlich handelnder Personen in der Stiftung. Weiter führte Schmitt zu dieser Rolle aus: „Schließlich haben gesetzliche Betreuer und Angehörige die Pflicht und das Recht, zum Wohl der ihnen anvertrauten Menschen allumfassend informiert und beteiligt zu sein

Demenzvortrag liefert Impulse für Bezugspersonen

Nach dem Jahresbericht des Betreuerrates standen zwei Referate zur Demenz auf dem Programm. Auch die Stiftung Scheuern steht vor der Aufgabe, immer mehr ältere Menschen zu betreuen, die von dementieller Erkrankung betroffen sind. Das Interesse an diesem Fachtagsthema ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass gesetzliche Betreuer zunehmend für Menschen im Seniorenalter zuständig sind.  

Die selbstständige Pflegequalitätsmanagerin Christine Seebohm referierte über die Gefühlswelten dementer Menschen und deren Auswirkungen auf Betreuung und Pflege. Die Kernaussage lautete: Menschen mit geistiger  Behinderung und dementieller Erkrankung benötigen eine personenbezogene Betreuung. Seebohm sprach sich für eine erlebnisorientierte und autobiografische Betreuung aus und favorisierte dabei das Modell der Niederländerin Dr. Cora van der Kooij. Christine Seebohm hatte auch das einjährige Demenzprojekt im Wohnhaus der Stiftung Scheuern in Laurenburg begleitet und berichtete von den außerordentlich guten Erfahrungen damit.

Gefühle öffnen Türen in der Kommunikation mit Demenzkranken

Magdalena Braun, Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen und Leiterin des Pflegequalitätsmanagements der Stiftung Scheuern, knüpfte mit ihrem Vortrag zur Kommunikation bei Demenz und Behinderung an. Im Zuge voranschreitender Demenz gelange auch bei Menschen mit geistiger Behinderung die nonverbale Kommunikation in das Zentrum der Interaktion. Körpersprache, Mimik, Gestik werden immer wichtiger, um eine neue gemeinsame Beziehungsebene zu finden. Über diese Gefühlsebene werden Botschaften empfangen und gesendet.

Betreuenden Mitarbeitern komme die wichtige Aufgabe zu, Emotionen als Türöffner zu nutzen. Sie müssen in ihrer Beobachtungsgabe geschult werden. Ihnen obliege es, ein Profil  zu erstellen, welches das Leben Demenzkranker verbessert.

„Der Faktor Zeit spielt in der Betreuung eine erhebliche Rolle“, so Braun weiter. „Plane mehr Zeit ein, als Gesunde benötigen! Es gibt kein Patenrezept. Orientiere dich an den vorhandenen Fähigkeiten, und achte auf Gefühle.“ Damit schließt sich der Kreis im personenbezogenen Betreuungskonzept.

Noten für die Stiftung - Verbesserung durch Befragung

Bernd Feix, Leiter des Geschäftsbereiches Behindertenhilfe, nahm zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung Stellung. „Die Stiftung Scheuern  hat sich bereits auf den Weg gemacht, Konzepte weiter zu entwickeln und umzusetzen. Hinzu kommt, dass durch die Trennung von Leistungsplanung und -erbringung Kontrollmechanismen entstehen. Dies ist eine wichtige Vorbereitung auf das kommende Bundesteilhabegesetz.“

Dr. Allmuth Bober stellte die Ergebnisse der Betreuer-Zufriedenheitsbefragung vor. In Anlehnung an das Schulnotensystem beurteilten die Beteuer die Arbeit der Stiftung Scheuern in fast allen Aspekten als gut bis zufriedenstellend.

Am besten wurden die Mitarbeiter in der direkten Betreuung bewertet, die schlechteste Note gab es für den Umgang mit Beschwerden.

Unter anderem war dies ein Grund, zeitnah ein aktives Beschwerde-Management einzuführen – eine Aufgabe, die Markus Geißler als Leiter des Qualitätsmanagements wahrnimmt.

Gesetzliche Betreuer geben Hausaufgaben - Fachpersonal finden und Häuser barrierefrei umbauen

Die dringlichste Aufgabe, die es aus Sicht der Betreuer zu lösen gilt, ist die  Verbesserung der Personalsituation durch die Einstellung von Fachpersonal. Bernd Feix, Leiter des Geschäftsbereiches Behindertenhilfe, wies auf die Schwierigkeit hin, ausreichend geeignetes Personal zu finden. Die Stiftung Scheuern arbeite mit Nachdruck an der Personalentwicklung- und -gewinnung. Ziel sei es, die personenzentrierte Betreuung weiter zu verbessern. Dreh- und Angelpunkt sind die Vergütungssatzverhandlungen mit dem Land, deren Ergebnisse die Stiftung Scheuern Anfang Dezember erwartet. Mit den erhofften Zusetzungen könne die Stiftung Scheuern weiteres Fachpersonal einstellen. Bernd Feix sicherte dem Betreuerrat eine rasche Information über die  Ergebnisse der Verhandlungen zu.

Weiterhin wünschen sich die Betreuer für ihre Angehörigen eine moderne Ausstattung der Häuser und Zimmer. Damit einher ging die Frage, wie der zukünftige Campus der Stiftung Scheuern aussehen soll und was mit freiwerdenden Gebäuden passiert.

„Leerstände sind nicht vorgesehen, denn bei jeder Sanierung gehen in den Zimmern Plätze verloren“, so Bernd Feix, der weiter ausführte: „Im Laufe des Jahres 2016 hat es viele Abstimmungen mit dem Land gegeben, um Finanzierungen sicherzustellen. Pläne wurden kommuniziert, zuletzt im September mit Staatssekretär Langner.“

Veränderung auf dem Gelände der Stiftung, jetzt Campus genannt

Das Vorhaben „Campus 2026“ der Stiftung Scheuern ist auf viele Jahre angelegt und soll gemeinsam mit allen Interessengruppen betrachtet werden. Für ein offenes Miteinander haben sich Vorstand und Geschäftsbereich Behindertenhilfe auf ein Kommunikationskonzept verständigt, welches zum Beispiel Workshops für Betroffene und Angehörige, Strategietage für Führungskräfte sowie Mitarbeiterinformationstage vorsieht. Die Veränderungen auf dem Gelände der Stiftung Scheuern sind eine große Herausforderung. Der Umbau des Alten Hauses, der 2017 beginnt, ist ein erster Meilenstein in dem Bemühen, modernen, barrierefreien Wohnraum zu schaffen. Auch die Einbettung in ein Dorferneuerungskonzept des Stadtteils Scheuern und der Stadt Nassau insgesamt spielt eine Rolle. Gespräche mit Vertretern der Stadt und der Verbandsgemeinde wurden aufgenommen. Ein Wandel auf dem Campus der Stiftung Scheuern ist ohne den Aufbau von Wohnhäusern in der Region nicht realisierbar. Für 2018 ist die Eröffnung neuer Wohnprojekte in Lahnstein, Nassau und im Westerwald geplant.