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Fachtag der Stiftung Scheuern dreht sich um Unterstützte Kommunikation


„Einander verstehen“ – unter diesem Motto tauschten sich gesetzliche Betreuer von Menschen mit Behinderung, interessierte Laien und Profis bei der Herbsttagung der Stiftung Scheuern über Unterstützungsmöglichkeiten für erwachsene Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigungen aus.

Die Tagung sei Ausdruck der stetig fortlaufenden fachlichen Profilierung der Stiftung Scheuern, betonte Vorstand Pfarrer Gerd Biesgen zu Anfang. Bereits seit vielen Jahren ziehe sich die Unterstützte Kommunikation (UK) wie ein roter Faden durch alle Bereiche – sei es auf Wohngruppen, in der Bildung, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit. Diagnostik und Tipps für den Alltag können sich Angehörige und Mitarbeiter zudem bei einer UK-Beratungsstelle holen. Dort hilft Diplom-Psychologin Allmuth Bober unter anderem bei der Erstellung von individuell angepassten Hilfsmitteln. Seit 2010 etabliert sie systematisch die Unterstützte Kommunikation in der Stiftung Scheuern.

Referent des Tages war Claudio Castañeda von der Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation und Autismus der Lebenshilfe Köln. Castañeda schilderte, unter welchem Leidensdruck Menschen stehen, die nicht verstanden werden. Dem Gegenüber Gedanken, Gefühle oder Wünsche nicht mitteilen können, löse oft Passivität aus, führe zu Frust und Aggressionen und dazu, dass sich viele Betroffene am Ende zurückziehen. Unterstützte Kommunikation sei eine individuelle Lösung, dies zu verhindern und Menschen eine Stimme zu geben, so Castañeda, der seine Feststellung mit positiven Beispiele aus der Praxis untermauerte. „Unterstützte Kommunikation ist der Zugang zu einer gemeinsamen Sprache, die nicht zwingend Lautsprache sein muss“, betonte er. Und: „Es gibt keine pauschalen Rezepte, Menschen an die Verständigung heranzuführen. Erlaubt ist, was Spaß macht.“ Allerdings stünden Menschen, die sprechen können, gegenüber denjenigen, die sich nicht verständigen können, in der Verantwortung, Wege und Hilfsmittel zu eröffnen.

Beliebt sind beispielsweise iPads mit Symbolen, über die man bei Berührung des Bildschirms Wünsche, Fragen oder Forderungen äußern kann. Claudio Castañeda zeigte eine Filmaufnahme aus einer verblüffenden Begegnung in seiner Beratungsstelle. Ein achtjähriger autistischer Junge, dem ein Tabletcomputer zur Verfügung stand, interessierte sich brennend dafür, warum es Mädchen und Jungen gibt. Ein verdatterter Castañeda lieferte eine umständliche Antwort, die für den Jungen wenig erhellend war. Der Junge entschied sich spontan, einen anderen Lösungsweg einzuschlagen, und antwortete schlagfertig über die  Bedienung seiner Computertastatur: „Okay, ich google es!“ Durch den Einsatz des Hilfsmittels fand er also für sich eine Lösung in der Interaktion mit Menschen.

Am Nachmittag besuchten die Tagungsteilnehmer eine Ausstellung zur Unterstützen Kommunikation, die als Marktplatz mit vielen Ständen konzipiert war. Dort probierten sie verschiedene Hilfsmittel wie Auswahlbretter mit Gegenständen, Bildtafeln und beschriebene iPads aus und machten sich über deren Einsatz in der Betreuung schlau. Dorothee Rometsch, Ergotherapeutin und Kommunikationspädagogin bei der Stiftung Scheuern, stellte sogenannte Ich-Bücher vor, mithilfe derer unterstützt kommunizierende Menschen der Außenwelt wichtige Informationen über sich selbst, zum Beispiel über ihre Vorlieben und Abneigungen, mitteilen können. Und das war noch längst nicht alles: Während eine Wohngruppe den Ausstellungsbesuchern zeigte, wie wichtig die Visualisierung zeitlicher Abläufe ist, erklärten ihnen Mitarbeiter der Werkstatt für behinderte Menschen den Einsatz der Gebärdensprache.