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Das dunkelste KapitelDie Jahre des Nationalsozialismus Nationalsozialisten greifen stark ins Anstaltsgeschehen ein. Die Erziehungs- und Pflegeanstalt Scheuern bleibt zwar eine diakonische Einrichtung, beugt sich aber dem Regime. SS-Obergruppenf%u00fchrer Fritz Bernotat %u00fcbernimmt 1937 den Vorsitz im Vorstand. Die Arbeit orientiert sich an nationalsozialistischen Grunds%u00e4tzen und wird nach dem Vorbild eines Arbeitslagers organisiert.1933-1945ab 19331939werden auch Menschen aus Scheuern im zeugungsf%u00e4higen Alter zwangssterilisiert %u2013 eine Praxis, die leider auch %u00fcber den Nationalsozialismus hinaus noch lange angewendet wurde.wird die sogenannte Euthanasie-Erm%u00e4chtigung erteilt, die die %u201eGew%u00e4hrung des Gnadentods%u201c erm%u00f6glicht. Auch in Scheuern hat sie massive Auswirkungen.1943 bis KriegsendeIn der zweiten Phase der Euthanasie finden die Morde mit Medikamenten und/oder durch gezielte Mangelern%u00e4hrung ihre Fortsetzung. Insgesamt ist Scheuern im Rahmen des Euthanasie-Programms f%u00fcr rund 1500 Menschen die letzte Station vor dem Tod.In wenigen F%u00e4llen ist eine Rettung durch Nach-Hause-Schicken, Verstecken, Flucht, Zu-Mitarbeitern-Erkl%u00e4ren oder Vermittlung in Hilfsdienste bei Bauern gelungen.1941 wird die Einrichtung zur Zwischenanstalt erkl%u00e4rt und damit Teil der Aktion T4.Menschen aus Einrichtungen in G%u00fctersloh, Wunstorf, Heppenheim, Goddelau, M%u00fcnster und Hamburg werden hierher gebracht und anschlie%u00dfend in die T%u00f6tungsanstalt Pirna-Sonnenstein (1. Transport) oder Hadamar (alle weiteren Transporte) gebracht und in der Gaskammer bestialisch ermordet. Hitler bricht die Aktion T4 im gleichen Jahr ab, als sich %u00f6ffentlicher Widerstand regt.Dokumentierter Massenmord: Anhand der Eintr%u00e4ge im damaligen Hauptbuch, das alle Menschen erfasste, die in der Einrichtung lebten, wird die systematisch gesteuerte Verlegung in eine T%u00f6tungsanstalt deutlich.